Entlang der Seidenstraße bis in die Mongolei

Von München bis in die Mongolei und zurück durch 16 Länder in 65 Tagen.
Julian Lill und Arthur Schwarz waren mit einem Mercedes G und VoTech-Reifen 19.700 km unterwegs.

„Wir trafen unsere Vorbereitungen, legten Route und Zeit fest, stellten 6 Visa-Anträge und rüsteten unseres Mercedes G 230 GE, ein Benziner aus dem Jahr 1989. Wir mussten manches austauschen, beispielsweise die total ausgeleierten Federn und den Kühler, der schon so oft gelötet worden war. Wir hatten damit schon einige Reisen gemacht, wie ans Nordkap oder durch den Balkan nach Istanbul. In die Hecktür haben wir eine kleine Küche mit zwei Gaskochern eingebaut. Sowie einige Regale und Klappen, um die 5 Kanister und die gesamten Ersatzteile sowie Bergegeräte und Kleidung unterzubringen. Und natürlich haben wir neue bzw. runderneuerte Reifen für die Reise organisiert.
Bei VoTech Reifen4x4.com wurden wir fündig. Wir haben 5 starke Offroad-Reifen, Modell MT Kobra Trac NT, bestellt. Einer kam aufs Dach und war zur Reserve.“

Anfang Juli 2014 ging es los. Die Route führte zunächst über Italien, Griechenland nach Istanbul und dann entlang am Schwarzen Meer. Dann durch Georgien nach Aserbaidschan. Weiter mit der Fähre über das Kaspische Meer nach Turkmenistan.

„Wir erlebten die ersten langen Offroad-Passagen. Mit einigen Verhandlungen an der aserbaidschanischen Grenze reisten wir ein. Es ging durch Wüsten und Steppen nach Baku. Das war eine ziemlich moderne Stadt. Man konnte hier Feiern, sein Geld lassen, wie im Münchner Nachtclub P1. Mercedes G waren auch reichlich vorhanden. Allerdings nur als AMG.“

„Nach vier Tagen abhängen begaben wir uns in aller Früh an den Frachthafen, um dort mit der Fähre nach Turkmenistan zu gelangen. Dies war bestimmt einer der anstrengendsten Tage der Reise. Wir mussten ewig warten bis der Ticketverkäufer sein Büro aufsperrte und uns dann immer wieder angeschrien hatte. Er wollte uns kein Ticket verkaufen, da unser Visum in Turkmenistan erst in 2 Tagen begann. Das für Aserbaidschan war aber schon abgelaufen. Unser Pech war zudem, dass am Ende des Ramadan alle Behörden geschlossen waren. Wir konnten also das Visum nicht verlängern. Auch die deutsche Botschaft war an diesem Tag telefonisch nicht zu erreichen. Es gelang uns jedoch, einen Zollbeamten auf unsere Seite zu bekommen. Es wurde lange verhandelt und rumgeschrien, bis wir dann nachts endlich unser Ticket bekommen hatten. Um 23:58 Uhr wurden wir in Aserbaidschan ausgestempelt, also genau 2 Minuten vor Ablauf des Visums. Um 4 Uhr morgens waren wir endlich auf der Fähre. Die Überfahrt nach Turkmenbashi dauerte 2 Tage. Die Einreiseprozedur in Turkmenistan begann schon wieder. Nach 6 Stunden und ca. 12 Formularen mit gezählten 20 Stempeln von den verschiedensten Personen, waren wir durch, und auch restlos erledig.“

„Es hatte 44 C°. Wir fuhren durch die Wüste auf Straßen, die kaum befahrbar waren. Wir sahen zu unserer Freude Dromedare. Das Land ist arm, aber wunderschön. Die Hauptstadt Asgabat schien irgendwie nicht in die Landschaft zu passen. Sie war sauber und wie neu, als habe man sie soeben erst gebaut, mit vielen Hochhäusern, die jedoch überwiegend unbewohnt waren. Kaum Menschen und Autos auf den Straßen, aber vierspurige Boulevards. 70 Liter Benzin kosteten nur 12 USD. Allerdings war es Ausländern verboten, Kanister zu befüllen. Wir tankten natürlich und pumpen an der nächsten Ecke heimlich unsere drei Benzinkanister mit der Handpumpe voll.“

„Wir erreichten die Mitte Turkmenistans. Bei Darwaza entdeckten wir ein 50 Meter großes Loch im Sand aus dem seit 50 Jahren Erdgas an die Oberfläche strömt und abbrennt. Dieser Feuerkrater war nur durch die Dünen zu erreichen. Keine Menschenseele. Hier schlugen wir unser Nachtlager auf.“

Usbekistan, entlang der berühmten Seidenstraße, Kasachstan und schließlich über Russland in die Mongolei.

„Beeindruckende Orte und wundersame Plätze: Chiva, Samarkand und Tashkent – Perlen säumen unseren Weg entlang der Seidenstraße. Manche Moscheen stammten noch aus dem 12. Jahrhundert. Geschichte, Architektur und Schönheit vereinen sich hier.“

„Karakum hatten wir durchquert sowie die Kieselkum Wüste. Nun ging es entlang dem Pamir Gebirge. Nah der Grenze zu China fuhren wir nach Norden, um durch Russland in die Mongolei zu gelangen. Die Einreise nach Kasachstan war sehr kompliziert, denn erst der dritte Grenzübergang, den wir angefahren hatten, war besetzt. Es war Samstagnachmittag. Uns wurde erklärt, dass wegen eines PC-Updates momentan nirgendwo die Grenze passiert werden kann. Erst wieder am Montag. Wir verbrachten wiedermal Stunden in dem Grenzgebäude und suchten nach einer Lösung. Der Chef der Grenze war sehr bemüht und telefonierte. Wir stellten uns auf eine lange Nacht ein und klappten unsere Stühle aus. Schließlich kam ein Zollbeamter angelaufen. Er wollte jetzt doch unsere Papiere prüfen, ein Wunder – der PC lief wieder. Nach 10 Stunden warten durften wir tatsächlich nach Kasachstan.“

„Das Land ist beeindruckend groß. Steppe auf ca. 2000 km. Wir kamen nach Almaty. Eine sehr angenehme, moderne Stadt. Wir blieben zwei Tage, auch weil wir einige Kleinigkeiten in der Werkstatt beheben lassen mussten.“

„Nach Russland/Sibirien gelang die Einreise recht zügig. Nach 5 Wochen Wüste und Steppe sahen wir wieder Wälder und riesige Felder mit Sonnenblumen und Getreide. Und endlich Straßen, die angenehm zu fahren waren. 1500 km lagen bis in die Mongolei noch vor uns. Unsere Tour ging durch das Altai Tal.“

„Endlich waren wir in Taschanta. Der Grenzübergang befand sich auf 2800 m Höhe. In Barnaul, eine recht trostlose Stadt, fanden wir ein Einkaufszentrum. Wir füllten unsere Vorräte auf und nutzten das Internet. Ansonsten sahen wir in der ganzen Mongolei keine einzige Teerstraße oder Brücke mehr. Hier kamen unsere Offroad-Reifen zum vollen Einsatz. Den Luftdruck der Reifen hatten wir abgesenkt. Fuhren von nun an über steiniges Land und niedriges Steppengras, bestaunten Seen und Standdünen.“

„Wir wurden von einem Mongolen auf seinem Pferd in seine Jurte eingeladen. Mit seiner Familie tranken wir salzigen Tee mit Stutenmilch und Wodka aus Kamelmilch. Dazu wurde Brot und getrocknetes Melkfett gereicht. Das half gegen die Kälte.“

„Wir brachen auf. Wollten noch mehr von der Mongolei sehen. Sie scheint uns menschenleer und verwirrend. Insgesamt kamen wir auf unserer Rundreise nicht sehr schnell voran, da wir immer wieder die richtige Wasserfurt suchen mussten. Es gab Wege, die wir zwar im Navi sahen, aber für uns nicht mehr existierten und es auch sonst kaum Pfade gab. So schafften wir zum Teil an einem Tag nur 80 km.“

„Einmal mussten wir den Reifen wechseln. Wir hatte zum Glück ein Reserverad mit.“

„Zurück ging es durch Russland, 6000 km, und besuchten die Städte Novosibirsk, Jekaterinburg, Moskau und St. Petersburg. Es war mittlerweile September. Die Tage und Nächte wurden zunehmend regnerisch und kälter. Wir nächtigten immer noch im Freien. Tagsüber probierten wir das Gelände aus. Abseits der Landstraßen hatten wir unseren Spaß im matschigen Lehm. Kostete uns aber auch viel Kraft.“

„Wir erreichten schließlich die baltischen Staaten: Estland, Lettland und Litauen. Über Polen ging´s nach Deutschland zurück.“

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